War ja klar, dass die frühe Abfahrt mal wieder nicht klappt. Aber da ich für die 400 km eh besser zwei Tage angepeilt habe, war das auch nicht wirklich wild. Es muss so 11 Uhr gewesen sein, als wir dann endlich vom Platz kamen. Erstmal ging es weiter durchs Tal und dann langsam aber sicher bergauf. Am Ende schlängelte sich die Straße bis auf etwa 1600 Meter hoch. Faszinierende Aussicht von den Bergen, aber es ging natürlich auch recht langsam voran. Wenn ich unten noch im T-Shirt bei offener Fahrertür gefahren bin, musste ich auf dem Berg die Tür schon schließen, da es empfindlich kälter wurde. Irgendwann sah man dann auch die ersten Gipfel des Atlasgebirges, auf denen es die letzten Tage einigen Neuschnee gab. Schon schick… aber ich entschied mich nun auch endgültig, allerdings eher aus Zeitgründen, die Nationalstraße parallel zur Autobahn über Marrakesh zu fahren und nicht den Weg durch den Atlas über den 2100 Meter hohen Tizi´n´Test Pass. Dieser soll sehr schön sein und irgendwann möchte ich den auch nochmal fahren, aber jetzt würde er mich viel zu viel Zeit kosten und auch die Gefahr bergen, wegen Schneefall nicht durchzukommen

Einmal auf der Nationalstraße angekommen, wurde die Strecke eher langweilig, dafür aber dann schnell zu fahren. Das einzig wirklich schöne waren die weißen Gipfel des Atlas, die sich rechts parallel zu uns zogen. Spannend wurde die Strecke dann erst wieder, als die Straße quer durch Marrakesh führte. Viel von der Stadt habe ich dabei leider nicht gesehen, aber der Verkehr ist für mitteleuropäisch sozialisierte Autofahrer schon eine Herausforderung! Gefahren wird in ganz Marokko recht abenteuerlich, aber hier drängt sich nochmal deutlich mehr Verkehr auf der Straße. Wenn man eine Straße mit 2 Spuren hat, fährt man am besten in der Mitte, dann passt links und rechts noch immer ein Auto vorbei und man kann sich trotzdem bei Bedarf einfach für eine Spur entscheiden und unangekündigt rüberziehen. Zwischen den 3 Autos passen natürlich trotzdem immer noch Mopeds durch, am besten mit selbstmordgefährdeten Kleinfamilien drauf. Die Mopedfahrer halten sich natürlich noch weniger als Autofahrer an irgendwelche Spuren und fahren gerne auch einfach quer zur allgemeinen Fahrrichtung. Aufpassen muss man dann besonders auf Radfahrer oder Fußgänger, die sich durch den fließenden Verkehr schlängeln. Kann man alles so machen, es erfordert aber ein gutes Maß an Konzentration, wenn man das nicht gewöhnt ist. Spannend auch in einem Pulk an der Ampel zu stehen und plötzlich fahren alle los, vom Moped bis zum Reisebus. Passiert an Ampeln ja immer, nur schalten davor meist die Ampeln auf grün. Hier fuhren alle auf einmal los, trotz rot bleibender Ampel. Verstanden habe ich das nicht, gefahren bin ich natürlich auch, es wurde schon gehupt als ich zögerte.

Eine unerwartete grüne Ebene

Nachdem wir Marrakesh hinter uns gelassen hatten, begann es auch schnell zu dämmern, Zeit einen Schlafplatz zu suchen! Blöd nur, dass wir uns noch relativ nahe der Stadt befanden und es hier sehr zersiedelt ist, so dass sich nichts wirklich anbot. Gut, runter von der Hauptstraße und auf kleinere Straßen ausgewichen. Auch da, nichts vernünftiges zu finden. Bevor die Sonne dann komplett versunken war, fanden wir ein Feld an einem kleinen Weg. Nichts schönes, aber für eine Übernachtung sollte es reichen. Kalle konnte sein Zelt aufbauen, zusammen haben wir noch schnell eine Suppe gekocht, dann war auch Feierabend.

Karger Pennplatz mit schneebedecktem Atlas im Hintergrund

Gemütlich ging es weiter am nächsten Morgen. Am späteren Vormittag waren wir denn dann auch wieder auf der Straße und nahmen die letzten 140 km in Angriff, die recht schnell und problemlos zu fahren waren. Nach kurzem Suchen fanden wir dann unseren Platz, den Ferienhügel „Walhallah“, auf dem ich ja einen Aufenthalt bei einer Verlosung gewonnen habe. Besten Dank dafür nochmal an die lieben Menschen von Traumtanz.eu !!

Auf dem Platz, wo noch 2 andere Mobile standen, wurden wir gleich vom Nils begrüßt, der uns erstmal einen kleinen Überblick gab, aber dann auch schnell wieder zu seiner Familie entschwunden war. Gut, Waschhaus, Wasserhahn, ein Gemeinschaftszelt, schöne Aussicht. Reicht, hier kann ich mich erstmal wohlfühlen! Ich fahr noch schnell einmal zum nächsten Laden um mir eine marokkanische Gasflasche zu kaufen, da mein Gasvorrat langsam schon wieder zur Neige geht, und dann lasse ich den Rest des Tages gemütlich auslaufen.

Auf dem Hügel angekommen

Die marokkanische 11kg Gasflasche will ich gerne früh am Morgen mit meinem mitgebrachten Schlauch in meine beiden deutschen 5 kg Flaschen umfüllen. Hab ich bisher selber noch nicht gemacht, nur einmal mit einer Flasche machen lassen. Da hing die mehrere Stunden dran, bis meine voll war. Ich verbinde beide Flaschen mit dem Schlauch, an der marokkanischen kommt noch eine extra-Dichtung dazu, dann stelle ich meine kleine Flasche unter den Bus, schatte sie etwas mit einem Tuch ab, die große marokkanische wird mit einem Strick in die Sonne an die Heckleiter gehängt. Beide aufdrehen und fließen lassen. Nach etwa 10 Minuten hänge ich die kleine Flasche mal an die Waage und stelle erstaunt fest, dass sie schon voll ist! Also schnell die zweite Flasche dran und nach einer halben Stunde ist die ganze Aktion durch und ich habe beide Gasflaschen wieder randvoll. Erstaunlich, ich war davon ausgegangen, mindestens den halben Tag damit zuzubringen.

Am Nachmittag wandern Kalle und ich dann mal runter zum Fluss. Wir wollen flussaufwärts bis zur Quelle, so der Plan. Die Landschaft ist mal wieder faszinierend, rote Erde und sehr hügelig. Der Fluss ist recht breit und hat eine gute Strömung. Rot wie die Erde ist er auch. Angeblich aber nur, da es vor kurzem geregnet hat, ansonsten ist er wohl klarer. Da wo wir auf den Fluss stoßen sitzen grade einige Frauen beisammen. Es ist Waschtag! Wir biegen nach rechts ab und versuchen immer, nah am Wasser zu bleiben. Viel grün, rauschendes Wasser, hohe Felsen. Einfach faszinierend und mal wieder ganz anders als alles, was ich bisher sonst so in Marokko gesehen habe.

Viel Grün, viel Wasser

An der Quelle sind einige Verschläge aus Bambus errichtet, deren Sinn sich mir nicht gleich erschließen will. Inzwischen denke ich, da wird versucht, in der Saison den hier her wandernden Touristen irgendwas zu verkaufen. Frischer Orangensaft, Essen, Souvenirs, Tee…

Die Quelle selber besteht aus einem gemauerten Becken, in das das Wasser aus dem Berg einströmt. Und nicht etwa wenig Wasser! Aus dem Becken ergießt es sich dann in den Fluss, der auch schon links an der Quelle vorbei von weiter hinten im Tal kommt. In dem Becken baden ist sicherlich möglich, aber es saßen grade einige Männer darüber zum Tee, da war mir dann doch nicht so nach baden. Also versuchen Kalle und ich, an der Quelle vorbei noch etwas weiter den Fluss hinauf zu kommen. Nach ein paar hundert Metern geht es nur noch ein Stück auf einem kleinen Vorsprung eng am Felsen weiter, dann ist Feierabend.

Es hilft nichts, wenn wir weiter wollen, dann müssen wir auf die andere Seite! Wir verbringen einige Zeit damit, uns mit allen im Fluss liegenden Steinen persönlich bekannt zumachen und einen trockenen Weg hinüber zu suchen. Keine Chance! Also Schuhe aus, Hose hoch und vorsichtig rein. Wir schaffen es zum Glück unfallfrei durch das etwa knietiefe reißende Wasser zu kommen. Nicht so leicht, wenn man den Untergrund nicht sieht und das Gleichgewicht gegen das Wasser halten muss! Aber auch wenn der Tag schon etwas fortgeschritten ist, wann wir umkehren wollen wir gerne selbst bestimmen und nicht an dem Weg scheitern. So laufen wir dann noch ein Stück auf der anderen Seite des Flusses lang, bis zu einer Biegung des Flusses, an der die Sonne dann schon hinter dem Berg verschwunden ist. Hier machen wir noch eine Pause im angenehmen Schatten um dann den Weg noch einmal in anderer Richtung zu gehen. Auch von dieser Seite finden wir keinen trockene Übergang, also an gleicher Stelle noch einmal raus aus den Schuhen! Der Rückweg geht schneller, aber als wir wieder am Platz ankommen, sind wir beide gut erschöpft. Ich habe eh nicht die beste Kondition und Kalle leidet noch immer unter einer Erkältung.

Wenn wir weiter wollen nützt es nichts, dann müssen wir genau da rüber!

Am nächsten Morgen kommen wir für unsere Verhältnisse (okay: meine) relativ früh los. Zumindest noch vormittags… Der Plan war, noch vor der Mittagshitze im Schatten der Bäume am Fluss zu sein. Ich weiß nicht genau, wieviel Grad wir grade so haben, aber so 25°C sind es im Schatten bestimmt. Eher mehr, würde ich schätzen. Also für einen Spaziergang durch die brennende Sonne definitiv etwas viel. Wir schaffen es auch einigermaßen und wollen dieses Mal am Fluss nach links gehen, dem Wasser folgend bis zu dem großen Wasserfall. Der befindet sich in Ouzoud und ist der größte in Marokko. Ich bin gespannt! Der Weg am Fluss entlang ist nicht immer leicht zu finden, teilweise müssen wir durch Gärten gehen, teilweise diese umrunden. Meist können wir uns im Schatten uralter Olivenbäume bewegen.

Entspanntes Wandern durch die Gärten unter alten Bäumen

Als wir Ouzoud erreichen, müssen wir weg vom Fluss und ein Stück durch die Stadt gehen. Irgendwie war ich gar nicht auf ernsthafte Zivilisation hier vorbereitet. Laut Kalle, der die Gegend noch von früher kennt, hat sich das hier die letzten Jahre massiv verändert und auch jetzt wird an jeder Ecke gebaut. Die haben hier großes vor…

In der Stadt machen wir noch eine Pause auf einer Freifläche unter einem großen Olivenbaum am Fluss und beobachten erstmal die Touristenhorden, die hier durchgeschleust werden. Wir sind ja auch welche, das ist schwer zu leugnen, aber von einigen möchte ich mich doch gerne distanzieren!

Wir wechseln die Flussseite über eine große Brücke und folgen dem Wasser weiter, bis wir auf den großen Wasserfall treffen. Auf dem Weg dahin sehe ich noch eine Schildkröte ans Ufer krabbeln. Sieht man bei uns ja auch nicht täglich.

Eine Schildkröte klettert aus dem Fluss ans Ufer

Der Wasserfall führt grade viel Wasser und ist durchaus beeindruckend! Reichliche Wassermassen, die auf mehrere kleine Fälle aufgefächert sind, stürzen in die Tiefe. Ich kann mich oben direkt an die Kante stellen und das Spektakel von oben begucken. Die Luft ist vom Wassernebel angenehm feucht und kühl. Unten schwimmen Boote auf dem Wasser, Läden sind an den Ufern aufgebaut, Touribusiness, so weit es eben geht.

Eine Menge Wasser begibt sich abwärts

Nach einer Weile gehen auch wir weiter und folgen dem Weg, der sich etwas später auch am Hang hinunter zum Wasser schlängelt. Versteinerte Baumwurzeln verzieren den Wegesrand. Unten treffen wir auch auf Stände, die uns frisch gepressten Orangensaft verkaufen wollen, Campingplätze, Restaurants… alles mehr oder weniger in die Natur improvisiert, aber doch reichlich. Am Fluss erreichen wir eine etwas fragwürdige Brückenkonstruktion, auf der wir das Wasser queren, da wir auf der anderen Seite noch ein Stück weiter wollen. Auch hier Läden, Campings, Restaurants. Meist mit Bambus gebaut und nicht wirklich störend, aber eben doch viel. Weiter kommen wir hier aber nicht, der Weg endet an einem verschlossenen Tor.

Und einmal auf die andere Seite. Zum Glück gibt es eine Brücke!

Also wieder zurück. Wieder auf der anderen Seite angekommen, gehen wir noch ein Stück nach oben, gönnen uns einen leckeren Orangensaft und steuern den Wasserfall von unten an. Kurz davor wieder eine Möglichkeit den Fluss zu queren. Wieder aus Ästen und Bretterresten zusammengenagelte Brücken, zwischendurch Sandsäcke auf Steinen… Ich mag sowas ja, aber hier geht bestimmt nicht jeder rüber. Gut so! Immerhin! Auf der anderen Seite führt eine gemauerte Treppe den Hang wieder hoch, umsäumt wieder von Läden und Ständen, es will gar kein Ende nehmen. Zwischendurch sehen wir, wie eine Familie Berberaffen im Baum herumtollt und sich über den Weg auf die andere Seite schwingt. Sofort rennt jemand den Affen hinterher und versucht diese zu verscheuchen. Ich glaube, die Berberaffen sind schon ziemliche dreiste kleine Punkrocker! Sympathische Kerle, finde ich…

Eine kleine Berberaffenhorde

Oben angekommen stehen wir wieder in der Stadt und beschließen, von hier aus an der Straße zurück zu gehen. Der Weg dürfte kürzer sei, dafür ohne Schatten durch die Sonne. Wir sind beide schon etwas angestrengt von dem Tag und ich merke auch, dass mich Kalles Erkältung auch zu fassen kriegt. Nach der halben Strecke sehen wir links in den Hügeln schon unseren Platz und gehen ab da querfeldein. Wieder angekommen falle ich auch nur noch durchgeschwitzt aufs Bett und komme auch nicht mehr wirklich raus. Eine schöne Wanderung, und trotz touristischer Massenabfertigung zum Teil sehr einsame Ecken in wunderschönen Natur gefunden. Und der Wasserfall ist schon sehenswert! Kalles Kommentar dazu: „Irgendwie scheint es Menschen ja zu faszinieren, wenn Wasser herunterfällt. Dabei ist das doch nichts als Physik“ Was soll man dazu sagen?

Das obligatorische Touri-Bild muss ja wohl sein!

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5 Kommentare

  1. Moin Philip,

    man kann schon sagen, wie immer, ne tolle Schreibe und ebensolche Fotos! Wie ist denn nun das Feeling? „Endlich nach Hause?“ Oder „ich würde lieber bleiben?“

    Gruß Ralf

    1. Hey Ralf!
      Danke dir!! Freut mich ja, wenn es Leute lesen und es gefällt!
      Ich muß schon zugeben, auf einige Leute freue ich mich schon wieder. Und auf den Sommer in Deutschland habe ich auch Lust. Trotzdem wird es schwer, mich hier loszureißen. Spätestens wenn es kalt und regnerisch wird, will ich bestimmt gleich wieder umdrehen. Obwohl der Sommer hier mit Sicherheit auch recht hart ist. Wir hatten die Tage ja schon 30 Grad im Schatten, wie soll das erst im Juli sein?
      Aber der nächste Winter kommt bestimmt und den werde ich wohl eher nicht in Deutschland verbringen.
      Hilft nix, am 4. will ich auf der Fähre sein und um da gemütlich hin zu kommen, geht es morgen nach einem entspannten Frühstück los!
      Besten Gruß!
      Philip

      1. Hi Philip,
        wir haben natürlich die ganze Zeit mitgelesen, nur eben nicht immer kommentiert. Spätestens im Mai/Juni sind wir auch wieder auf Tour und freuen uns auf ein Wiedersehen mit dir!
        Denn mal gute Fahrt und bis auf bald!

        Liebe Grüße

        Ralf und Petra

  2. Dito!Wie immer schöne Bilder!
    Auf Bildern Dir inbegriffen kann man ja schon von weitem sehen,
    wie entspannt und gut es Dir geht!

    Nimm dir dieses Feeling mit nach hause und die Entfernung zum nächsten Trip vergeht schnell.
    Gute Heimfahrt Dir.
    Grüße,Kerstin

Kommentare sind geschlossen.