Vom Erg Chebbi fuhren wir erstmal die 30km nach Rissani, um dort nochmal die Vorräte aufzufüllen. Mir tat die Strecke noch gar nicht gut, so dass ich in Rissani schnell einen Tee im Café schlürfte und mich dann im Bus hinlegte. Die anderen brauchten etwas länger und als es dann weiterging, habe ich den Fahrersessel an Kalle abgetreten und mich lieber wieder hingelegt. Irgendwann wurde ein Rastplatz gesucht, abseits der Straße, Piste rein, durch ein kleines Dorf bis irgendwo ein guter Platz im Tal kam. Mir war es egal, ich wollte mir die Gegend grad eh nicht genauer ansehen. Angeblich waren die Berge schön, mein Magen war es jedenfalls noch nicht.
Am nächsten Tag ging es nicht ganz so früh weiter. Zurück auf die Straße, westwärts bis Alnif. Von da wieder auf eine kleine Piste Richtung Imi-n Ouzrou. Nach wenigen Kilometern fanden wir linkerhand eine alte Kasbah, dahinter eine Oase mit Palmen und grünen Feldern. Wunderschön, soweit konnte ich schon wieder wahrnehmen. Außerdem spendete die Kasbah kühlenden Schatten!
Irgendwie waren wohl auch Menschen da, die gefragt wurden. Wir bekamen die Erlaubnis, dort für eine Nacht abzuparken, also ab mit den Bussen in den Schatten und Motor aus!
Ich bin den Tag über gar nicht mehr wirklich aus dem Bett gekommen, also habe ich die Kinder des Dorfes nur so am Rande mitbekommen, die natürlich gleich zum Touristen-watching kamen. Immerhin waren sie bei meinem Bus leise, als sie mitgekriegt haben, dass da jemand krank ist. Abends saßen sie wohl noch mit dem Rest der Reisegruppe nett am Feuer.
Am nächsten Tag ging es bei mir langsam wieder bergauf, dafür lag jetzt Jonas flach. So war schnell klar, dass wir heute dann auch nicht fahren. Ich habe mich den Tag über noch relativ geschont, konnte aber schon mal einen kleinen Spaziergang um die Oase machen und den schönen Platz bewundern. Abends waren natürlich die Kids wieder da, langsam aufgetaut und schon etwas forscher, Grenzen austestend. Aber trotzdem nette Jungs, das hatten wir schon deutlich anstrengender! Einer sprach ganz gut Englisch und versuchte uns dauernd zu überreden, mit zu seiner Familie zu kommen. Wir verabredeten uns für den nächsten Morgen dazu, wir wollten ihm, bzw. seiner Familie gern noch etwas selbstgemachtes Olivenöl abkaufen.
Nach dem Frühstück ging es dann auch dorthin, Jonas war noch nicht wieder soweit und Johanna blieb auch bei den Bussen. Wir anderen machten den Familienbesuch, wobei wir dort erst leckersten marokkanischen Tee bekamen, dann ein vorzügliches (zweites) Frühstück aus Datteln, selbstgebackenem Brot, Olivenöl und Erdnüssen. Köstlich! Ich hätte mir das erste Frühstück vorher echt sparen sollen!
Nach dem geschäftlichen Teil gingen wir jeder mit einer guten Flasche Olivenöl beladen zurück zu den Bussen und brachen auch gleich auf. Ich konnte wieder fahren, Kalle übernahm dann den Bus von Jonas.
Die Piste führte uns langsam wieder in die Berge, es ging höher, wurde kälter und zum Abend auch reichlich stürmisch. Mal wieder Bergpiste fahren machte ja auch Spaß, nur die Pennplatzsuche war eher schwierig. Wir fanden einen Platz nahe der Piste, der für eine Nacht genügen sollte. Der Abend wurde kurz, das Wetter lud nicht grade zum draußen sitzen ein. Am nächsten Morgen dachte ich, ich träume noch, als ich aus dem Fenster sah: Schneeflocken in der Luft und alles weiß! Wintereinbruch in Südmarokko! Eigentlich hier durchaus normal, nur hatte ich das irgendwie aus meiner Realität verdrängt.
Jonas war auch langsam wieder auf den Beinen, Kalle kam auch noch aus seinem eingeschneiten Zelt gekrochen, also nach dem Frühstück schnell die Diesel angeschmissen!
Weiter rein in die Berge! Die Busse schraubten sich die Piste hoch und mit jedem Meter wurde es spektakulärer! Atemberaubende Aussicht, zwischendurch mal ein Blick bis zu den komplett weißen Gipfeln vom hohen Atlas, wunderschöne Felsformationen und spannend zu fahrende Strecke! Kurz hinter dem Tizi-n´Tazazert Pass mit 2300 Metern dann ein kleines Hotel auf dem Berg und ein altes Muttchen, die gleich rauskommt und uns Tücher und Schmuck verkaufen will. Schräg, so mitten im Nirgendwo! Aber das kennen wir schon aus Marokko: Selbst wenn du seit 20 km kein lebendiges Wesen oder auch nur Hinweise, dass sowas hier existieren könnte, gesehen hast, sobald du anhältst, gucken hinter dem nächsten Stein binnen 2 Minuten höchstwahrscheinlich 3 Köpfe hervor.
Auf der Südseite des Berges war der Schnee dann langsam wieder verschwunden und wir konnten den wieder steigenden Temperaturen entgegenfahren.
Wieder auf der N12 in der Nähe von Nekob angekommen, ging es wieder ostwärts, da wir dem Tipp von Sandblech-Gilbert folgen und die Piste von Tazzarine nach Zagora suchen wollen. Aber erstmal wird es schon wieder Zeit einen Rastplatz für die Nacht zu finden! Entlang der Nationalstraße gestaltet sich die Suche schwierig, aber es wird auch Zeit, lange haben wir kein Tageslicht mehr! Irgendwo kurz vor Tazzarine geht rechts eine kleine Piste ab, da fahren wir ein paar Meter rein und parken um einen Baum. Fertig, Feierabend! Als wir uns das dann später genauer angucken, stellen wir fest, dass wir genau auf der Piste gelandet sind, die wir eh fahren wollten. Na super! Allerdings war uns nicht klar, dass wir auch ganz direkt neben der Piste stehen. Sie geht praktisch 2 Meter neben meinem Bus vorbei. Naja, nachts wird ja kaum was los sein und nochmal umparken wollen wir auch nicht.
Am nächsten Morgen müssen wir feststellen, dass der Staffelstab der Magenkrankheit jetzt bei Niels angekommen ist. Anscheinend müssen wir da alle mal durch….
Unser Platz lädt nicht gerade zum längeren verweilen ein, aber Piste fahren ist für ihn grade auch nicht denkbar, also entscheidet er sich mit Johanna, dass sie im Magirus über die Straße nach Zagora fahren und sich dann da einen Campingplatz suchen. Jonas, Kalle und ich wollen die Piste fahren und uns dann telefonisch mit den anderen beiden wieder verabreden und auf dem Campingplatz dazukommen.
Auch die Piste ist wieder sehr spannend zu fahren und auch nicht immer ganz einfach zu finden. Wir sind zuerst wieder in der flachen Wüstengegend und da kann sich eine Piste schon mal gut verzweigen und dann später wieder zusammenfinden, oder eben auch nicht. Jedenfalls ist sie für die Düdos zeitweilig schon etwas anspruchsvoller und so gern ich Johanna und Niels dabeigehabt hätte, für den Magirus wäre die Piste so ohne weiteres nicht zu schaffen gewesen. Klar, machbar ist alles, aber wir hätten einige Steine bewegen müssen um die Piste zu glätten. Eine Senke schafft es tatsächlich, die Einstiegstrittstufe am Heck von Oma Duck nicht unwesentlich nach oben zu biegen. Jonas reißt sich an der selben Stelle die hintere Ecke der Karosserie auf. Gut, an der Stelle hätte uns ein paar Steine zu schleppen sicherlich auch gut getan, aber Spaß gemacht hat es ja trotzdem!
Am Nachmittag entdecken wir eine wunderschöne Oase an der Piste, die für eine Mittagspause geradezu geschaffen ist. Zwar kein offenes Wasser, aber auch keine Menschen, dafür massive Palmeninseln, zwischen die wir die Busse fahren. Kurze Überlegung, dann steht der Beschluss: Nix Mittagspause, hier bleiben wir bis morgen stehen, einen so schönen Platz finden wir so schnell nicht wieder! Am Abend sitzen wir noch recht lange am Feuerchen, schlürfen lecker Dosenbier und genießen den klaren, aber recht kalten Nachthimmel.
Der nächste Morgen beginnt langsam und gemütlich, aber irgendwann gegen Mittag sind wir dann doch soweit und machen uns an die letzten 50 km bis Zagora.
Die Piste bleibt wie die Landschaft abwechslungsreich. Zeitweise glatt und nur leicht steinig, so dass wir im 5 Gang mit 45 Sachen über die Ebene brettern können, teilweise treppenartig, wo wir nur im ersten Gang vorsichtig die Steinstufen runterholpern und froh sind, da nicht in die andere Richtung bergauf unterwegs zu sein. Nach wenigen Stunden haben wir es geschafft und kommen in Zagora an, wo wir sofort den Campingplatz und damit auch Johanna und Niels finden. Wir machen noch einen Spaziergang durch die Stadt und am Abend gibt’s leckeres Essen zusammen, garniert mit einem Becher Glühwein. Irgendwie muss man sich ja wärmen an kalten Abenden in der Wüste… 😉