Wir haben es dann wirklich geschafft, am Morgen in Tafraoute zu starten und uns auf den Weg zur Küste zu machen! Ich war relativ unfit, weil mich mal wieder mein Magen plagte und ich auch fast nicht geschlafen hatte, aber egal, fahren geht und so lassen wir die Busse an und schlängeln uns über den Asphalt gen Westen. Oma Duck fährt prima, das einzige was negativ auffällt, ist, das das Lenkspiel zu groß ist. Ich hatte das Lenkgetriebe neu abgedichtet und dabei wohl dann etwas lose eingestellt. Da muss ich nochmal bei, aber das kann noch etwas warten. Später auf der Strecke gab es nochmal eine Zwangspause, da die vordere linke Bremse heißgelaufen war und das Radlager dafür Spiel hatte. Da saß wohl die Trommel beim Einstellen noch nicht richtig. Gut, Bremse etwas lösen, Radlager machen wir später.

Interessant hier in Marokko ist ja auch die Autosituation. Je nach Gegend sieht man auch andere Autos. War es im Norden noch der Mercedes 123, der einfach überall in Massen rumsteht, ist es hier im Süden der Peugeot 504, meist als Kombi oder Pickup, der als Sammeltaxi oder Transporter dient. Als PKW für den kleinen Mann ist es der Renault R4, alles Autos, die bei uns selten bis praktisch nicht mehr zu finden sind. Hinter Tafraoute tauchten dann plötzlich vermehrt Peugeot 404, auch meistens als Pickup, im Straßenbild auf, die ich vorher hier nur sehr vereinzelnd gesehen hatte. Ich kann mich an der Erkenntnis freuen, dass diese schönen Autos doch nicht ganz ausgestorben sind, sondern in Ländern, in denen sie weniger rosten, weiterfahren dürfen.

Völlig in Gedanken fuhr ich über eine Bergkuppe und war überrascht, das sich dahinter der Ausblick auf den Atlantik öffnete. Geil, Meer!!!! Endlich wieder! Jonas freute sich wohl ebenso und so stoppten wir die Busse um erstmal schnell das Meer zu begrüßen und unsere Füße in die Brandung zu stellen. Das wurde mal wieder Zeit!

Weiter geht es! Was allerdings fehlt, ist der Magirus von Niels und Johanna. Die beiden werde ich erst in Deutschland zur Festivalsaison wieder treffen. Aber nun waren wir doch eine gute Weile zusammen unterwegs und es ist doch schade, dass sie schon auf dem Weg ins kalte Deutschland sind.

Nach einer kurzen Strecke fahren wir in eine Polizeikontrolle von 2 Motorradpolizisten. Sowas sieht man hier relativ häufig und bisher sind wir jedesmal durchgewunken worden. Diesmal nicht, sie winken Jonas und mich rechts raus. Ich fahre mit offener Schiebetür und schon beim parken blökt einer der Bullen rum und macht Zeichen, dass ich mich anschnallen soll. Schwierig bei einem alten Auto ohne Gurte….

Er will unsere Führerscheine sehen und hält sie in der Hand ohne wirklich darauf zu gucken. Der Ton ist sehr rau und unfreundlich, wir sollen 500 Dirham (ca.50 Euro) zahlen, weil wir nicht angeschnallt waren. Jegliche Argumentation, dass mein Auto gar keine Gurte hat, da zu alt, lässt er nicht gelten. In Marokko muss ich mich anschnallen, Punkt. Ansonsten droht er, unsere Führerscheine einzubehalten. Auch das wirkt aber nicht wirklich, wir sind nicht bereit, jetzt mal eben einfach 500dh aus der Tasche zu ziehen. Plötzlich ändert sich der Ton und der Mann fragt lammfromm, wo wir den herkämen, wo wir denn hinwollen, Camping in Sidi Ifni, soso. Der Ton ist so sanft, dass ich die ganze Zeit darauf warte, dass er gleich richtig explodiert und uns komplett zusammenfaltet, aber das passiert nicht. Aus Deutschland kommen wir. Gute Leute, die deutschen. Naja, darüber könnten wir jetzt streiten, will ich aber grad lieber nicht. Ob wir nicht Whiskey dabei hätten, oder Wodka. Nee, haben wir nun mal nicht, ein letztes Bier könnten wir ihm anbieten, aber das will er dann doch nicht. Aber ein kleines Geschenk für die Kinder? Da könnten wir doch sicher was machen! Nach einem Moment der Unsicherheit zücken wir dann doch das Portemonnaie und sofort werden wir leise aber eindringlich ermahnt: Diskreto! Die auch noch anwesenden Fahrer eines marokkanischen PKW dürften das ja auf keinen Fall mitbekommen! Also schiebt Jonas ihm schnell und relativ unauffällig 100 dh zu, die er grinsend schnell in der Tasche verschwinden lässt. Von mir möchte er auch welche haben, gibt sich aber mit der Ansage zufrieden, dass das für uns beide reichen müsse. Wir kriegen unsere Führerscheine wieder und er wünscht uns noch eine gute Fahrt. Das war auf jeden Fall ein sehr skurriles Erlebnis und irgendwie hat er die 100 Dirham für die Vorstellung fast verdient. Ich bin schon ein wenig beeindruckt, muss ich gestehen.

Wenige Kilometer weiter fahren wir an einem hässlichen Unfall vorbei. Ein Mercedes Taxi hat ein kleines Mädchen angefahren, das blutend auf der Straße liegt. So verbeult wie das Taxi aussieht, war das ein heftiger Crash. Unser frisch geschmierter Motorradbulle kommt grade an, als wir die Unfallstelle passieren.

In Sidi Ifni sehen wir beim Einfahren gleich zwei hintereinander liegende Campingplätze. Wir wollen Dusche und Waschmaschine! Kurz mal bei beiden geguckt und uns für den näher am Meer liegenden entschieden, da dieser, auch wenn leicht teurer, doch erstmal besser aussieht und auch besser riecht, auf dem anderen wehte ein sehr unangenehmer Geruch umher. Also verbringen wir den Abend und die erste Nacht dort, ich freue mich über etwas Ruhe, mein Magen ist noch immer weit ab von unauffällig und schmerzfrei. Am nächsten Morgen bleibe ich auch erstmal liegen und versuche mich zu kurieren. Leider funktioniert auf diesem Platz aber die Waschmaschine grade nicht und so parken wir am Nachmittag dann doch noch um auf den anderen Camping, der mir dann doch auch besser gefällt. Wir können etwas mehr Abstand halten zu den ganzen weißen französischen Rentnermobilen. Jonas legt los und wäscht eine Maschine nach der anderen und macht nebenbei einen großen Frühjahrsputz im Bus. Ich liege lieber flach und schone mich.

Später machen wir noch einen kleinen Gang und gehen ein Tee trinken und aufs Meer gucken. Jonas ist im Surf-Fieber. Klar, er ist hier runter gefahren um zu surfen und dann doch mit uns 2 Monate durchs Hinterland gefahren. Jetzt an der Küste will er sich die Möglichkeiten nicht entgehen lassen und so geht er noch eine Runde aufs Wasser. Ich sitze ein Weilchen am Strand und verziehe mich dann doch bald wieder in den Bus. Ich würde mir die Gegend auch gerne näher angucken, blöder Magen!

Den Abend verbringen wir zusammen vorm Rechner und gucken Nachrichten vom Wahlabend in Deutschland. Beängstigend….

Am Montag fühle ich mich etwas fitter und so ist es heute mein Wasch- und Putztag. Die vielen staubigen Pisten haben im Bus überall ihre Spuren hinterlassen, den Sand und Staub kriege ich wahrscheinlich nie wieder so ganz raus, aber immerhin grob würde ich ihn dann doch gerne entfernt haben wollen! Am Nachmittag mache ich noch eine kleine Runde durch die Stadt, wo ich ein interessantes Gespräch mit einem Mann habe, der mit einer Kamelkarawane aus der West-Sahara in die Stadt gekommen ist um Kunsthandwerk zu verkaufen und dafür Lebensmittel zu kaufen. Neun Jahre hat es bei ihnen nicht mehr geregnet. Bestimmt auch kein leichtes Leben dort. Gerne würde ich mir die Gegend auch nochmal irgendwann ansehen, aber jetzt nochmal gute 1000 km weiter südlich sind einfach nicht mehr drin.

Vielleicht gefällt dir auch das:

2 Kommentare

  1. Hey ho philip, wir sind noch in chefchaoen und schaffen den Absprung nicht wirklich. Wetter Deutschland, doof, Wahlergebnis doof macht alles keine Lust auf Zuhause. Aber morgen setzen wir über.Leider. Pass auf deinen Magen auf, pfleg die Oma und komm sicher zurück, damit wir bald etwas Pils vernichten können. Grütze niels

  2. Hallo Phillip!

    Um die vielen schönen Auto s auf Deiner Reise die Euch entgegenkommen beneide ich Dich.
    So sieht es zumindest auf dem einen Foto aus.

    Als wir in Griechenland waren hat es auch spaß gemacht so viele Düdos usw zu sehen.

    Weiterhin schöne Reise,
    Grüße

Kommentare sind geschlossen.