So, lange nichts geschrieben, es wird wohl dringend Zeit für ein Update hier. Die Ereignisse überschlagen sich überall, so auch bei uns. Aber trotzdem entspannt der Reihe nach:
Nach einem erneuten Gang über den Souk am Sonntag, ging es dann gegen Mittag weiter. Vor der Abfahrt wurden wir noch von einem Hippie angesprochen, der wohl nach Norden wollte. Gut, zu einer Stadt konnten wir ihn nicht mitnehmen, wir wollten ja nur zu einem Strand nicht so weit weg. Aber so richtig wusste er wohl auch nicht, wohin er eigentlich wollte. Essen und Wasser hatte er auch nicht dabei, müsste er erstmal besorgen. Wir wollten aber los und hatten wenig Lust, jetzt noch lange zu warten. Also zur Hauptstraße, ja, da können wir ihn natürlich gern mitnehmen. Oder doch mit an den Strand? Ob wir nicht etwas Wasser und Obst für ihn überhaben? Nee, haben wir nicht, also Hauptstraße. Am Ortsausgang möchte er dann doch lieber mit uns zum Strand. Aber wir haben keine Lust, noch jemanden für die nächste Woche mit durchzufüttern, der so gar nicht weiß, was er eigentlich will. Also muss er an der Hauptstraße an einer Tankstelle leider aussteigen. Findet er nicht so gut, aber wir sind ganz froh über diese Entscheidung.
Es geht wie gehabt zu viert weiter. Der erste angefahrene Parkplatz ist etwas oberhalb des Strandes und kostet Geld, aber übernachten ist nicht erlaubt. Letztes Jahr ging das wohl noch. Also weiter.
Der nächste Weg zum Strand sieht am Anfang etwas eng und abenteuerlich aus, wir fahren voraus um zu gucken, ob der dicke Laster hier auch durchpasst. Aber bis auf die ersten etwas abschreckenden Meter ist der Weg gut fahrbar. Am Ende kommen wir direkt an den Strand, wo bereits ein Schweizer Mobil steht, sowie ein paar französische Busse. Der Platz kostet 5 Dirham am Tag und 20 die Nacht. Also zusammen knapp 2,50Euro. Das können wir uns für ein paar Tage durchaus leisten, zumal der Strand nun wirklich wunderschön ist! Wesentlich weniger Müll als an anderen Ecken bisher gesehen und halt einfach weit und hübsch. Hier wollen wir gerne noch eine entspannte Woche stehen. Der Parkplatzwächter ist total entspannt und herzlich, Lena wird am ersten Morgen schon mit einer Umarmung begrüßt. Wir machen es uns gemütlich, gehen am Strand spazieren, hüpfen mit Eckstein durch die Brandung und gehen ab und an etwas schwimmen. Warm ist das Wasser nicht, aber mit 18°C auch nicht wirklich kalt.
Am zweiten Abend laden wir Tanja und Andre zum Burgeressen ein, um uns mal zu bedanken, dafür, dass sie uns so oft aus dem Sand geschleppt haben und uns mit Wasser oder Internet oder wasweißichnichtalles versorgt haben, wenn bei uns mal wieder die Vorräte zur Neige gingen. Wir hatten noch einen veganen Braten im Tiefkühlfach und in Sidi Ifni Salat und Gemüse gekauft, dazu irgendwelche Saucen zurechtimprovisiert und Brot in der Pfanne selbstgebacken. Dazu eine Schüssel Salat und wir konnten uns schön der Burgervöllerei hingeben.
Allerdings sind wir ja durch das Internet auch mit aktuellen Nachrichten versorgt und so erreicht die Thematik des Coronavirus auch uns an unserem idyllischen Strand. Eigentlich wollten wir ja eine Woche hierbleiben, aber da die Grenzen nach Italien in beide Richtungen geschlossen wurden, halten wir auch eine Schließung in Richtung Spanien für früher oder später wahrscheinlich. Also packen wir am nächsten Morgen unsere Sachen und machen uns zusammen auf den Weg nach Norden. Wir fahren bis kurz vor Marrakesch, wo wir am Rand eines jungen Eukalyptusforstes für die Nacht parken.
Am nächsten Morgen soll es zeitig weitergehen. Aber erst muss mit Andres Hilfe noch ein Problem in der Buselektrik behoben werden. Während der Fahrt läd unsere Bordbatterie nicht mehr mit, aber Andre findet den Fehler und so gibt es jetzt unterwegs wieder Strom in die Batterie.
Es soll an diesem Tag bis kurz hinter Casablanca gehen, doch die aktuellen Meldungen lassen uns uns umentscheiden und so fahren wir weiter bis Larache, wo wir abends noch kurz einkaufen und dann nach einem langen Fahrtag im dunkeln einen Campingplatz anfahren. Wir trinken zusammen noch ein allerletztes Bier und wollen gleich ins Bett. Allerdings ist der aktuelle Stand jetzt, dass die befürchtete Grenzschließung schon eingetroffen ist. Es fahren wohl keine Fähren mehr nach Spanien. Die Überlegung ist, dann eben nach Ceuta zu fahren, was eine spanische Enklave in Marokko ist. Und von Ceuta soll der innerspanische Fährverkehr noch laufen. Aber es ergibt wohl Sinn, da dann früh aufzutauchen, bevor da zu viele Menschen rüberwollen. Also den Wecker auf 4 Uhr gestellt, kurz nach 5 ist dann Abfahrt. Die Nacht war reichlich kurz! Bei der Vorbeifahrt am Fährhafen Tanger Med sehen wir auch, dass da alles abgeriegelt ist und nichts mehr geht. Gegen 7.30h sind wir dann vor Ceuta und auch da ist seit 6 Uhr die Grenze geschlossen. Also mal wieder knapp zu spät. Wir versuchen noch einen zweiten Weg, aber natürlich ist auch da kein Durchkommen. Okay, also erstmal einen Platz suchen und beratschlagen. Viel tun können wir nicht, also am besten irgendwo nicht zu weit weg ein schönes Plätzchen finden und abwarten was kommt. Und wenn sich die nächsten Tage nichts ergibt, wollen wir sehen, dass wir unser Visum verlängert bekommen und uns wieder irgendwohin nach Süden verziehen. In der marokkanischen Pampa haben wir wohl ganz gute Chancen, dass uns das Virus erstmal nicht erwischt. Allerdings mache ich mir schon etwas Sorgen. Was, wenn es uns aber doch erwischt? Wie weit gehöre ich mit meinen Vorerkrankungen zur Risikogruppe? Das kann ich selber schwer beurteilen. Und wenn es uns erwischt, dann sind wir auf ein marokkanisches Gesundheitssystem angewiesen, was zumindest in der Pampa auch als eher schlecht anzusehen ist.
Wir finden einen ziemlich schönen See, an dessen Ufer wir uns erstmal einrichten. Der Abend vergeht mit Lagerfeuer und lauten Fröschen.
Bevor ich am nächsten Morgen endlich aus dem Bett komme, sind Andre und Tanja schon aufgebrochen. Sie wollen nochmal versuchen nach Ceuta reinzukommen. Und wenn das nicht klappt, wovon wir ausgehen, dann noch einkaufen und später wieder zu uns an den See kommen.
Nach einer Weile kommt von ihnen aber die Nachricht, dass sie erfolgreich nach Ceuta ausreisen konnten. Also machen wir uns wieder Gedanken. Was wollen wir? Einen besseren Ort als irgendwo in der Pampa in Südmarokko gibt es wohl kaum, um der ganzen Sache aus dem Weg zu gehen. Aber was eben, wenn es doch nicht klappt? Wir grübeln hin und her und wissen nicht so recht, was wir wollen. Alles hat seine Vor- und Nachteile, je nachdem, wie sich die ganze Situation in Zukunft entwickelt. Irgendwann sagt Lena, ihr wäre es wohl lieber, in Europa zu sein. Okay, also fahren wir hinterher und versuchen auch unser Glück. Unser Fährticket ab Tanger Med ist vermutlich nur noch als Anzünder für’s nächste Lagerfeuer zu gebrauchen und die Ticketpreise vermutlich nicht gerade günstiger geworden. Egal, daran soll es nicht scheitern, wir versuchen rüberzukommen! Am Kreisverkehr in Richtung Ceuta stehen Polizisten an einer Straßensperre, aber nach Vorzeigen unserer deutschen Pässe lassen sie uns durch. Sehr gut! Am zweiten Kreisverkehr das gleiche, nur will man hier noch unser Fährticket sehen. Aber auch da gibt man sich mit unserem Ticket von Tanger Med zufrieden. Bis zur eigentlichen Grenze müssen wir noch so einige Male unsere Pässe zeigen, aber werden immer durchgelassen. An der eigentlichen Grenze haben die marokkanischen Grenzer beste Laune. Sie raten uns, auf das Corona-Virus aufzupassen. Ordentlich Bier und Whisky trinken, das desinfiziert! Am besten sei mit Whisky zu duschen! Und Gras rauchen und viel Sex! Ob das wirklich helfe, wisse er nicht genau, aber dann stirbt man wenigstens fröhlich!
So fahren wir dann auch aufgeheitert weiter an die spanische Grenze, wo unsere gute Laune dann auf die Probe gestellt wird. Die spanischen Grenzer sind verdammt mürrisch und kurz angebunden. Einer klopft mit dem Schraubenzieher alle Hohlräume des Busses ab, ein anderer nimmt sich die Papiere des Hundes vor. Und unsere Pässe werden auch einer Echtheitsprüfung unterzogen. Aber auch da kommen wir ohne Schwierigkeiten durch und sind nun auf spanischem Boden!
Also auf, weiter zum Hafen. Der Weg ist nicht so ganz einfach, auch versuchen wir unterwegs noch einen Geldautomaten zu finden, allerdings erfolglos. Egal, Hauptsache erstmal zum Hafen und dann sehen wir weiter. Dort stellen wir erfreut fest, dass unsere Fährgesellschaft Trasmediterranea auch von dort fährt. Am Schalter will man unser Ticket sehen, wir reichen es raus und erklären, wir haben nur eins von Tanger Med. „No problem!“, und kriegen es umgeschrieben zurück. Na, das ging ja unproblematisch! Aber wir sollten uns beeilen. Gut, auf, ans Ende der sich bewegenden Schlange gefahren und direkt aufs Schiff. Klappe zu, Abfahrt. Das ging plötzlich alles sehr schnell! Als wir dann noch auf dem Weg hoch ins Schiff auf dem Boden gleich 15 Euro fanden, waren wir uns langsam sicher, dass dieser Tag es gut mit uns meint. Nur, dass die Fähre geschlossen war, man also nicht raus aufs Deck konnte, das war nicht ganz so schön. Auf einer Fähre drinnen sitzen, das geht irgendwie gar nicht!
Unterdessen kommt von Tanja und Andre noch eine Nachricht durch: „Die Grenzen zu Portugal sollen geschlossen werden, wir fahren durch!“ Okay, also nichts mit Tag entspannt in Spanien ausklingen lassen, hier wollen wir auch nicht festhängen. Also sehen auch wir zu, dass wir direkt auf die Bahn kommen und uns beeilen. Treffpunkt in 365km. Langsam gewöhnen wir uns ans Strecke machen. Aber Spaß macht es doch nicht. Die Strecke ist erstaunlich frei, über der Straße immer wieder Leuchtschrift, die auf das Corona-Virus hinweist und alle bittet, möglichst zu Hause zu bleiben. Zu Hause ist weit weg und da sind auch viele Menschen. Also ab nach Portugal. Am späten Abend treffen wir die anderen auf einem Supermarktparkplatz wieder und fahren dann zusammen noch zwei Kilometer einen Berg rauf. Aber auch hier ist am nächsten Morgen schon wieder Aufbruch. Erstmal wieder zum Supermarkt, der hier auch am Sonntag geöffnet hat. Außerdem stehen davor Waschmaschinen, die wir auch mal wieder gebrauchen können. Wir machen einen Großeinkauf, um für die nächste Zeit möglichst autark zu sein und waschen unsere Wäsche. Von da geht es weiter zu einem Brunnen, wo wir die Wasservorräte auffüllen. Aber erstmal wollen zwei Pferde was zu trinken haben, bevor dann unser Tank dran ist. Vom Brunnen fahren wir dann nochmal gute 30km zu einem Platz, den Andre und Tanja schon kennen.
Sie haben sich die letzten Jahre sehr viel in Portugal aufgehalten und sind hier deshalb quasi zu Hause. Hier treffen wir auch noch zwei weitere Freunde von ihnen, die hier auch mit ihrem blauen Kastenwagen stehen. Endlich sind wir wohl angekommen, hier wollen wir jetzt nach Möglichkeit erstmal nicht wegfahren. Die Gegend ist schön und wartet darauf, von uns erkundet zu werden, das Wetter ist zwar nicht mit Südmarokko zu vergleichen, aber noch ausreichend warm. Morgen soll es allerdings Regen geben, was uns seit dem Hinweg in Frankreich nicht mehr passiert ist. Aber nun, wir sind jetzt hier und werden nehmen was kommt. Insgesamt war die Tour in Marokko für uns wunderschön und bestimmt nicht die letzte! Das Ende war nun etwas abrupt, aber in der momentanen Situation war das halt einfach nötig. Und ich denke, wir haben das trotzdem nicht schlecht getroffen, hier kann man das wohl für eine Weile aushalten. Und alles weitere werden wir sehen.
Ich bin so froh, dass ihr wieder dichter herangerückt seid. Großartiger und spannender Bericht und schöne Fotos. Genießt eure Zeit in Portugal. Hier in Deutschland überschlagen sich gerade die Nachrichten über Grenzschließungen, Hamsterkäufe und Quarantäne. Ihr macht es richtig.
Was soll ich sagen? Alles richtig gemacht und am Besten bleibt ihr noch eine Weile bis sich hier alles beruhigt hat! Im Moment ist es hier recht ungemütlich!
Moin Ihr Beiden,
bleibt mal schön an Portugals Küste und lasst Euch die gesunde Meerluft um die Nase wehen. Besser wird es momentan hier bei uns bestimmt nicht. Und wenn ich mir vorstelle, durch wieviele Verkehrssperren Ihr von Portugal aus Richtung deutscher Grenze müsste. Garnicht vorzustellen. Schön, das es Euch dort gut geht. Meine Gedanke sind bei Euch.
Meldet Euch, wenn Ihr was braucht, vielleicht lässt es sich organisieren.
Grütze aus der Lippischen Berglandquarantäne