Nun stehen wir schon eine Woche vor der Werkstatt in Tafraoute und unsere Stimmung ist recht zwiegespalten. Die Arbeiten an der Karosserie an Jonas´ Bus gehen voran, die technischen Arbeiten verrichten wir nach Möglichkeit selbst. Nicht nur, weil es dann billiger wird, auch weil wir einfach schonender mit dem Material umgehen. An meinem Bus wurde am Blech noch kein Handschlag getan. Und so wird es auch bleiben! Erstens weil wir hier so schnell es geht weg wollen und jede weitere Arbeit den Zeitplan massiv weiter verschieben würde, zweitens da die Qualität der Karosseriearbeiten, die ich hier sehe, mit meinen Ansprüchen nicht so wirklich vereinbar ist. Also muss ich mich dann doch irgendwann selbst an die Arbeiten setzen.

 Der Abfahrtstermin bleibt dennoch unklar, da unsere Ausgebauten Teile als Beispiel für die Ersatzteile inzwischen in Casablanca liegen. Und ohne die Teile ist schlecht fahren. Angeblich ist das hier so üblich und dauert ja auch nur 3 Tage, dann sind die Teile wieder da…. Nachdem wir langsam ungeduldig werden und deutlich gemacht haben, dass wir Dienstag, spätestens Mittwoch dringend aufbrechen müssen um unsere Fähre zu kriegen, will der Chef da jetzt Druck machen, dass die Teile wiederkommen. Wir werden sehen. Natürlich sind die Teile, die sein Mechaniker ausgebaut hat, durch den Ausbau auch recht unbrauchbar geworden. Wenn da keine neuen Teile gefunden werden, wird das wieder spannend! Wie wir so doof sein konnten, uns auf das Ganze einzulassen, fragen wir uns täglich. Mal wieder gut Lehrgeld….

 Es ist für uns doch reichlich unverständlich, warum diese Werkstatt uns so empfohlen wurde und anscheinend recht beliebt ist. Wenn man mit einem modernen Plastikmobil hier her kommt, geht das sicherlich alles schnell und gut. Mit Autos aus Altblech dauert alles ewig und ist qualitativ reichlich bescheiden. Schade!

 Persönlich können wir aber auch keinem böse sei, es sind hier trotz allem irgendwie doch alle lieb und herzlich. Klar, dass wir beim Chef in seiner Wohnung duschen können und er uns mal einen großen Topf Couscous vorbeibringt (natürlich mit Fleisch, habe ich also auch nix von gehabt), ist sicherlich nur als kleine Geste zu werten, die unsere Laune nicht zu tief fallen lassen soll. Trotzdem ist mir hier keiner auf der persönlichen Ebene unsympathisch. Auf der technischen Ebene dagegen sehr….

 Trotz allem haben wir hier aber auch eine schöne Zeit. Niels und Johanna sind noch in der Gegend und kommen öfter vorbei, bleiben mit ihrem Bus auch mal vor der Werkstatt stehen und basteln hier auch mal am Bus rum. Heute jedoch wollen sie dann leider endgültig ohne uns nordwärts aufbrechen. Andere nette Menschen stoppen auch mal, entweder, weil sie uns kennen , einfach mal so zum gucken oder weil sie kleine Probleme mit ihren Autos haben. Bei sowas liege ich dann auch schnell mal unter irgendwelchen Bussen und gucke mir mechanische Probleme an. Solange ich hier festhänge und bei mir nix machen kann, helfe ich auch gerne mal anderen, wenn ich kann. Ob das dem Chef der Werkstatt so recht ist, ist mir nicht klar, aber da muss er mit leben. Er kann sich ja mit unseren Bussen beeilen… So ist hier dann doch ab und an ein schöner Schrauberplatz und abends auch mal eine nette Runde zwischen den Bussen. Getroffen haben wir dabei so einige spannende Menschen: Den Börnie, der mit seinem Fahrrad hier unterwegs ist, Jutta und ihren 12 jährigen Sohn Torge, die seit Monaten in ihrem 170er Magirus reisen (www.blauesauto.wordpress.com), Rüdiger und Geli, die wir über Niels und Johanna kennengelernt haben, Eva aus Wien, die hier alleine mit ihrem Düdo unterwegs ist und auch wenn sie eine für norddeutsche Ohren sonderbare Sprache spricht ein sehr angenehmer Mensch ist 😉 und noch so einige andere.

 Zweimal wurden wir abgeholt um abends bei den bemalten Steinen zu feiern. Gestern eine kleine Abschiedsrunde mit Niels und Johanna und Eva und Thorsten, den wir hier wiedertrafen und vorher schon einmal in Tissint sahen, und neulich um Rüdigers Geburtstag gebührend mit schönem Lagerfeuer, guten Gesprächen, reichlich Essen und ebenso reichlich marokkanischem Bier zu feiern.

Am Wochenende fand das jährliche Mandelblütenfest in Tafraoute statt, ein Fest das sowohl Touristen wie auch Marokkaner aus dem ganzen Land hierher lockt. In der Stadt wurde auf einem großen Platz eine richtig ernstzunehmende Bühne aufgebaut, sowie eine Art Messe von regionalen Produkten, Hauptsächlich Arganöl und Honigprodukte, wie mir schien. Ich war mehr an der Musik und dem ganzen drumherum interessiert. Livemusik brauche ich einfach ab und an.

 Es gab einige traditionelle Berbermusik, Normadenmusik aus der Sahara und andere für europäische Ohren ungewohnte, aber spannende Klänge, die zu einem Teil aber durchaus auch mit E-Gitarren gemischt wurden. Auch das Banjo war hier recht oft zu hören, was mich schon überraschte. Die Menschen waren schön am feiern, in einer Art, die für mich so auch neu war. Man stelle sich eine Großveranstaltung in Deutschland vor, auf der traditionelle einheimische Musik gespielt wird und das einzige Getränkeangebot aus Tee- und Orangensaftständen am Straßenrand besteht. Die Stimmung dort könnte ich zumindest mir nicht so wirklich ausgelassen vorstellen. Hier funktioniert sowas. Alkohol ist auf den Straßen nicht zu sehen, auch wenn sicherlich der ein oder andere seine Mittel und Wege hat. Wir sitzen zwischendurch auch mal in der Lobby des örtlichen Hotels, wo es für gute 2 Euro eine 24ml Flasche marokkanisches Bier gibt. Kann man mal machen, besonders wenn es Oliven und Popcorn dazu gibt!

Nachdem ich den Freitag auf dem Fest meist alleine gefeiert habe und Samstag dann mit der ganzen Bande, reicht es uns und wir wollen den Sonntag mal raus aus der Stadt und die Werkstatt mal eine Weile nicht sehen und den Kopf mal wieder klar kriegen. Nach dem langen Frühstück noch eben den Thermostat an Evas Bus gewechselt (dann ist auch schon wieder locker Nachmittag…), dann soll es los gehen. Eva will eh eine Probefahrt machen, also nehmen wir ihr Auto. Und falls damit noch was ist und weil es sitzplatzmäßig eng wird, will Niels auch mit dem Magirus fahren, zur Sicherheit sozusagen. So erstmal der Plan. Der scheitert dann kurz vor dem angepeilten Parkplatz für die Wanderung als am Magirus das Schaltgestänge bricht. Hat sich was mit Rettungswagen.

Egal, erstmal stehenlassen und rauf auf den Berg!

Ich bin ja, wie schon hier und da erwähnt, nicht so wirklich wanderbegeistert, die angepeilte Strecke soll jedoch eher zum kraxeln sein. Das ist dann schon viel eher mein Ding, es tut uns allen gut mal wieder körperlich aktiv zu sein und mit allen vieren die Felsen hinaufzuklettern macht mir reichlich Spaß!

  Nach einer schönen Wander- und Klettertour bastelt Niels schnell eine patente Unterflur-Schaltung. Vorteil: Man kann das Getriebe wieder schalten. Nachteil: Da man dazu unter dem Bus liegen muss, geht das während der Fahrt eher schlecht. Also den vierten Gang eingelegt und so den Bus bis zur Werkstatt gefahren. Der gute Deutz-Motor macht sowas mit!

Also bleiben die beiden mit uns mal wieder vor der Werkstatt stehen. Am nächsten Tag ist das Gestänge zwar erstmal schwierig ausgebaut, dann aber schnell geflickt.

Heute, am Dienstag, kamen dann tatsächlich die meisten der ausgebauten Ersatzteile wieder. Dazu einiges in neu, anderes, wie die Schub- und Spurstangenköpfe gab es nicht. Da wurden uns alte angeboten, die meist ebenso mies waren wie unsere. Nee, danke…. Also werden die alten, die schon vom recht brutalen Ausbau reichlich mitgenommen und zudem verstellt sind, von uns wieder aufgearbeitet. Die Laune verbessert das nicht wirklich, aber immerhin ist Land in Sicht!

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4 Kommentare

  1. Moin Philip,

    das klingt ja erstmals nicht so beglückend! Hmm, mediterrane Schrauberbuden hatten ja noch nie den Ruf ausgemachter Zuverlässigkeit, aber dann noch die alten (noch funktionierenden) Teile weggeben, ist schon wirklich mutig! Aber es scheint sich ja doch noch zum Guten zu wenden.
    Wir drücken die Daumen, dass alles klappt!

    Gruß Ralf

  2. Hey ho philip, niels und jo hier. Wir sind heute sicher und wohlbehalten zusammen mit dem magirus in Agadir angekommen, stehen oberhalb vom Paradies valley am Strand zusammen mit einer „Kiste“ marokkanischem Bieres. Die gab es tatsächlich im Supermarkt für wenig Geld. Lecker flag Pils und die Kiste wird unser neuer bulli-tritt B-) man, war ne gute zeit mit dir und Jonas. Sind Grade wehmütig und zischen darauf ein Bier oder zwei. Passt auf euch und eure düdos auf. Viel Vergnügen auf euren wegen, immer eine bierquelle in der Nähe und auf bald. N+j

  3. Moin Philip,
    Da lässt man einmal für 2 Wochen den Blog aus den Augen und dann das:
    Wer hätte gedacht, dass Du so fleissig schreibst.
    🙂
    Viel zu lesen, super, auch wenn natürlich anstrengendes passiert…Es ist eben nicht immer Centerparcs Wetter.
    Ich schreib Dir mal ne Mail…Es gibt Sauviel Neues. Krassigkeiten sozusagen

    Mach Dir ne gute Zeit

    Willi

  4. Hey Phillip!
    Schön das Du auf Deiner Reise schon so viele nette Leute kennengelernt hast.

    Naja und das Bier und das Essen scheint ja auch lecker zu sein,
    entgegen deinen Überlegungen des veganen Essen gehen…

    Ich drücke dir weiterhin die Daumen das du mit Deiner Oma duck
    bald samt seinen Teilen und ohne Probleme weiterreisen kannst.

    Grüße,Kerstin

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