Was eine Erleichterung, die Stadt hinter uns gelassen zu haben! Wir fahren südlich, erstmal auf der sehr gut ausgebauten Straße in Richtung Azrou. Nach einer Weile biegen wir ab um auf kleineren Straßen weiterzukommen, einfach weil diese eben meist schöner sind. Die Strecke führt an einem schönen Wald entlang, an einer Stelle reiten Menschen auf geschmückten Pferden, ab und an werden Affen nahe der Straße gesichtet. Nach 100 km gucken wir uns ein schönen Stellplatz aus. Runter von der Straße, eine kleine Piste rauf finden wir ein wunderschönes Fleckchen am Waldrand, wo wir uns erstmal Ruhe versprechen. So ist es auch, bis auf einen Bauern, der mit seinem alten Ferguson Trecker vorbeifährt und freundlich grüßt, kriegen wir hier nichts von anderen Menschen mit. Nach der ganzen Zeit in der Zivilisation tut das auch mal sehr gut!
Die Sonne sinkt langsam tiefer und es wird kalt, wir befinden uns immerhin auf über 1800 Metern, was so nicht auffällt, die Gegend ist eher hügelig als schroff. Ein beeindruckender Nationalpark mit viel Zedernwald eben.
Erstmal eine Feuerstelle vorbereiten. Als Warnung, dass wir uns in einem anderen Landstrich befinden, findet sich gleich unter dem ersten Stein ein großer Skorpion. Auf sowas sollte man hier aufpassen!
Der Abend klingt aus am schönen Lagerfeuer bei leckerer Suppe und den mitgebrachten Vorräten an Bier und Wein. Der Sternenhimmel ist gigantisch, die Nachttemperaturen sinken unter 4 Grad.
Am nächsten Morgen beschließen wir, einfach noch einen Tag zu bleiben. Ich fahre mit Jonas und Kalle zum Einkaufen nach Azrou rein, wo uns auf dem Weg wieder eine Horde Affen am Waldrand begegnet. Wo Menschen sind, oder deren Müll, halten sie sich wohl gerne auf. Und Müll liegt in Marokko leider überall massenhaft rum.
Später noch etwas Bus schrauben und den Rest des Tages gemütlich verbringen. Die Zedern hier sind gewaltig, ein Baumstumpf verrät, dass der Baum hier so grob an die 600 Jahre gestanden haben muss.
Der Abend klingt wieder bei lecker Essen am Lagerfeuer aus, aber diesmal eher kurz und endet mit Wärmflasche und zusätzlicher Wolldecke im Bett.
Am nächsten Morgen wird nach einem gemütlichen Frühstück (natürlich erst, als die Sonne der Landschaft wieder erträgliche Temperaturen beschert hat) noch schnell Feuerholz eingepackt und fix noch an Jonas´407 die Bremsen nachgestellt um dann weiter südwärts zu fahren.
Wir entscheiden uns für eine Nebenstrecke nach Khenifra. Es hätte sicherlich auch eine schnellere Strecke gegeben, aber sicherlich keine schönere und darauf kommt es uns ja eigentlich an. Außerdem hätten wir da möglicherweise keinen marokkanischen Tramper mitgenommen. Die Strecke schlängelt sich durch die Berge, die Straße ist zumindest meist halb asphaltiert und daher schon ganz gut fahrbar. Trotzdem schwankt der Tachozeiger die meiste Zeit irgendwo zwischen 20 und 40. Die Gegend wird rauer, Steine und trockene Erde überall. Noch keine Wüste, aber schon reichlich wüst.
Von Khenifra aus geht es erstmal ein Stück gut ausgebaute Hauptstraße bis wir nach einigen Kilometern wieder auf die Nebenstrecken wechseln. Nächstes angepeiltes Ziel ist Imilchil und von da aus soll es dann entweder zur Todra- oder zur Dades-Schlucht gehen (besten Dank an Ossi von traumtanz.eu für den guten Vorschlag!!!). Eventuell auch beide, wir werden sehen. Noch ist Imilchil aber gute 90 km entfernt, wir haben Station gemacht in einer Art kleinem Steinbruch, wo wir zwischen Wand und Bussen geschützt unser Lagerfeuer aufbauen.
Kaum sind wir dabei, taucht ein Marokkaner auf versucht uns erstmal per Zeichensprache zu sich nach Hause einzuladen. Nachdem er damit nicht erfolgreich ist und wir dankend ablehnen, nach 185 km Fahrstrecke sind wir alle recht erledigt, hilft er uns beim Feuermachen, bringt uns weiteres Feuerholz und Brot vorbei. Dafür wird er dann von uns zu Essen eingeladen, es gibt mit Reis und Sojabrocken gefüllte Paprika, und trinkt auch noch ein Bier mit uns am Feuer.
Insgesamt ist der Abend aber doch recht kurz, uns ist allen nach früh Feierabend. Wir sind auch wieder auf etwa 1800 Metern, also Temperaturen wieder um den Gefrierpunkt. Wärmflasche und ab ins Bett!
Moin Philip,
das Ganze gefällt mir immer mehr und ich glaube, dass ich da auch mal hin muss. Ich kenne aus eigener Anschauung ja nur die Küste und Marrakesch! Euch noch ne gute Zeit!
;-)))
Ey Philip, wenn ich deine Berichte so lese und Bilder sehe, dann kann ich mir gut vorstellen, ebenso den nächsten Winter zu verbringen. Weiter so!
Ich will dir aber auch die aktuellen Nachrichten aus der „Heimat“ nicht vorenthalten.
Falls du es noch nicht anderweitig erfahren hast:
http://www.kn-online.de/News/Aktuelle-Nachrichten-Schleswig-Holstein/Schleswig-Holstein/Flensburg-billigt-Raeumung-von-autonomem-Kulturzentrum
hey Philip .
Schöne Strecke , seit ihr vom Zedernwald mit den Berberaffen nach Ozout gefahren ?
Dort sind die höchsten Wasserfälle Marokkos ( 110m ).
Pass auf in Imichel gibt den Hochzeitsmarkt !!!!!!!
Die Strecken über Imichel zur Dadesschlucht kann ziemlich haarig sein.
Es gibt Zwei Verbindungen von der Dardes zur Todraschlucht .
Beide gehen über Pässe von Ca 2900m . Dort leben im Winter nur Nomaden mit ihren Tieren . Bei Schnee würde ich keine der beiden Verbindungen wählen . Auf der Strecke gibt es keine Wendemöglichkeit und es holt Euch auch keiner runter . Ich selber habe seinerzeit mit dem 814 die Strecke über den 2990 m Pass gewählt , die war echt heftig es ging Kilometerweit durch das Flussbett .
Hi Philipp,
Deine Bilder gefallen mir super, schön das du mit so einer netten Truppe unterwegs bist!
Gruß
Nicole
Moin Philip,
nach Deinen ersten Berichten aus Marokko dachte ich nur: So ein Müll (Mist), da will ich garantiert nicht hin, ich mag irgendwie keine Menschenmassen mehr und Leute die mich bedrängen…
Aber nun wird es spannend mit Natur pur! Das gefällt mir!
Sei nur froh, daß du gestern nicht in der Luftschlossfabrik warst. Die Berichte waren verheerend. So viel Gewalt vom „Staat“ aus gehend! Und gleich alles in Schutt und Asche legen…. Hat mich alles irgendwie an die „Verbrannte Erde Strategien“ von vor 70 Jahren erinnert.
Gruß
Thorsten
PS: Meine Reiseplanung steht nun auch: Ich bin so etwa vom 16.05 bis 25.05 in den Pyrenäen und Umgebung unterwegs. Mit dem PKW wild campen. Vielleicht bist Du dann ja auch noch unterwegs, zwecks treffen.