Früh aufstehen war angesagt. 8 Uhr Abfahrt war der Plan. Irgendwie haben wir das sogar geschafft, obwohl das ja so wirklich nicht meine Tageszeit ist. Aber wir haben etwa 350 km Strecke vor uns bis nach Essaouira, wo es die nächsten Tage windig werden soll. Und Jonas will dahin, um zu surfen. Nun denn, ich komme erstmal mit. Außerdem wollen wir aber auf halber Strecke, kurz vor Agadir, in Ait Melloul, noch eine etwas längere Pause einlegen, da es dort einen riesigen Schrottplatz geben soll und Schrauberwerkstätten ohne Ende. Sowas reizt mich natürlich sehr, auch wenn ich außer einer 46er Nuss für meinen Werkzeugbestand grade nichts dringend brauche.

Wir kommen gut los, die Oma Duck fährt, abgesehen vom zu großen Lenkspiel, problemlos und so kommen wir ganz gut voran.

Irgendwann um Mittag rum sind wir dann in Ait Melloul und finden irgendwie diesen Schrottplatz. Ein großes Industriegelände, durch das man mit dem Auto fahren kann und wo links und rechts kleine Läden und Hallen sind, überall liegt Material rum, leider verhältnismäßig wenige Autos, die sind dann eher in den Hallen. Ich hatte ja auf eine Freifläche voller Altautos zum stöbern gehofft, aber auch so ist das ganze schon sehr sehenswert, wenn man Altmetall im Blut hat. Aber wirklich brauchen tun wir nix und so geben wir uns mit einer gefahrenen Runde zufrieden.

Nächster Plan: Einen Werkzeugladen auftreiben um eine 46er Nuss zu erstehen, die ich für mein Lenkspiel brauche. Wir fragen an kleinen Läden an der Straße, aber keiner kann uns da weiterhelfen. Aber jeder hat eine Idee, wo es sowas geben könnte und schickt uns dahin. Manchmal 100 Meter die Straße runter, manchmal auch ans andere Ende der Stadt. So kommen wir in die Nähe eines großen Supermarktes, wo wir dann unseren Proviant mit Luxusgütern auffüllen können. Eine Nuss finden wir auch hier in der Gegend nicht. Da wir ganz gut gestresst sind und Jonas noch angeschlagen, machen wir eine längere Mittagspause auf dem Parkplatz des Supermarktes.

Am Nachmittag geht es weiter. Besonders hier um Agadir rum ist die Küste schon sehr voll. Menschen, Verkehr, alles eher anstrengend. Wunderschön ist sie auch, die Küste, da gibt’s nix zu meckern. Einzigartige Landschaft, aber eben reichlich voll. Hinter Agadir wird es dann wieder etwas ruhiger. Irgendwann hält Jonas an, anscheinend um jemanden einzusammeln. Ich kriege es nur halb aus dem Augenwinkel mit, das sah mir doch sehr nach Börnie aus, unserem Fahrradfahrer aus Tafraoute!

Eine Weile später mal wieder Polizeikontrolle. Jonas wird rausgewunken, ich halte etwas davor auch an und warte mal ab. Kurzfassung: Jonas darf zahlen, da nicht angeschnallt, ich kann mich rausreden, da die Oma Duck ja gar keine Gurte hat. Angeblich habe ich da wohl noch Glück gehabt, denn hier ist es anscheinend Pflicht, Gurte zu haben und sie zu benutzen. Wieder was gelernt. Nervt trotzdem. Da es bei Jonas etwas länger dauert, komme ich noch dazu, den Börnie zu begrüßen, der nur mal eben in die nächste Stadt trampen wollte.

Als wir in die Nähe von Essaouira kommen, wird es auch schon langsam dunkel. Der Vorort Sidi Kaouki soll schön sein, so steuern wir diesen an. Wenige Kilometer vor dem Ort suchen wir uns im Restlicht einen schönen Stellplatz in den Dünen. Eben, nicht weit zum Strand, nichts weiter in Sichtweite, hier wollen wir bleiben. Der Abend wird kurz, ich mache schnell was zu futtern, dann war es das.

Am nächsten Morgen werde ich um viertel vor sieben von Hundegebell geweckt und schiebe mal die Gardine zur Seite. Da zieht grade eine ganze Herde Dromedare an meinem Bus vorbei in Richtung Strand. Auch ein schönes Bild am Morgen. Als ich dann, etwas deutlich später, aufstehe, steht oberhalb von uns ein weiterer Düdo. Ich treffe den Adrian, der mit seiner Frau und 2 kleinen Kindern seit ein paar Tagen hier in der Gegend ist.

Der Tag vergeht gemütlich mit spazierengehen, lesen, faul sein. Am späteren Nachmittag fahre ich nochmal mit Jonas in der Oma Duck zum Einkaufen. Da wir irgendwie zu blind sind und nichts finden, fahren wir ganz bis Essaouira. Gut, einmal Stadtluft schnuppern und wieder zurück. Jonas ist noch immer nicht fit und verzieht sich danach schnell wieder ins Bett. Ich bereite ganz gemütlich das Essen vor, als es plötzlich am Bus klopft. Zwei Männer in Uniform. Polizei. Sie reden relativ viel auf französisch. Ich verstehe irgendwie, dass wir hier nicht stehen dürfen und auf den Campingplatz sollen. Mist! Wir sind beide so gar nicht begeistert von der Idee, dieses schöne Plätzchen jetzt im Dunkeln noch gegen einen kostenpflichtigen Platz voller anderer Wohnmobile zu tauschen. Einfach stehenbleiben? Traue ich mich noch nicht wirklich, ich kann die marokkanischen Polizisten schwer einschätzen. Aber teuer würde es wahrscheinlich werden. Auch blöd. Also doch Aufbruch auf den Stellplatz. Immerhin gibt es hier einen für 30dh die Nacht, knapp 3 Euro. Aber schöner wäre unser Strandplatz ganz sicher.

Der Stellplatz ist recht groß und auch wenn einige Mobile hier sind, wir müssen uns nicht quetschen, immerhin. Außerdem stellen wir am nächsten Morgen fest, dass auch das Schweizer Pärchen mit ihrem Saurer Bus hier steht, die beiden haben wir ganz am Anfang der Tour auf dem Campingplatz in Chefchaouen kennengelernt. Irgendwie trifft man sich hier dann doch immer wieder.

Ich mache einen ausgiebigen Strandspaziergang und ansonsten erstmal nicht viel. Schwimmen gehen wäre zwar schön, aber ich gebe zu, ich traue mich alleine noch nicht wirklich rein, der Atlantik ist doch respekteinflößend. Die Wellen sind nicht ohne und ich müsste wohl eine ganze Strecke rein, um vernünftig schwimmen zu können. Außerdem ist hier momentan kein anderer im Wasser. Ich warte damit lieber auch noch etwas. Jonas ist nach wie vor nicht fit und bleibt die meiste Zeit in seinem Bus. Am Nachmittag steht dann plötzlich mal wieder der Börnie mit seinem Fahrrad bei uns an den Bussen. Seine Tour neigt sich dem Ende zu, bis Essaouira will er noch fahren und dann am Montag von Marrakesh mit dem Flieger zurück nach Deutschland. Aber erstmal ist er hier und verbringt den Rest des Tages mit uns. Ich gehe einen kleinen Spaziergang mit ihm ins Dorf, wo wir eine kleine illegale Bierbar auftun. Ein marokkanischer Rastaman betreibt ein kleines Restaurant, in dem wir tatsächlich Bier bekommen. Dieses wird in einem Sack ins Restaurant geholt und dann bekommen wir jeder eine Dose hingestellt. Diese ist aber in einen Tonkrug umzufüllen, da es so nicht so auffällt. Bierverkauf ohne Lizenz ist hier sicherlich kein Kavaliersdelikt, nehme ich an. So können wir dann auch damit leben, dass die Dose knapp 3 Euro kostet.

Am nächsten Morgen verabschiedet sich Börnie für seine letzte Etappe. Wir machen uns einen gemütlichen Tag mit kleinen Basteleien, kurz in den Atlantik springen (kalt aber angenehm) und sonst eher faul rumhängen. Am nächsten Tag wollen wir doch nochmal ca. 80 km südlich nach Imsouane fahren, dort soll es sehenswert sein. Die Windvorhersage für Sidi Kaouki hat sich ja nicht so bestätigt, so hofft Jonas, jetzt in Imsouane nochmal in den Wellen surfen zu können. Ich komme mal mit und guck mir das an….

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2 Kommentare

  1. Moin Philip,

    es liest sich wie immer prächtig! Inzwischen bist du in einer Ecke angekommen, wo ich 1978 auch schon mal mit nem Bulli T2 war. Erschreckend, das Ganze ist echt schon fast 40 Jahre her!

    Na, und mit dem nach Deutschland kommen, das würde ich auch nochmal überdenken. Ziemlich grauslich das Wetter und auch die Politik!

    Liebe Grüße

    Ralf und Petra

  2. Hey philip, na hab ihr nun ausreichend Wind für Jonas Surfbrett? Und, hast du dich schon in den Atlantik getraut? Wir sind mittlerweile schon am cap de creus Kurz vor der Franz. Grenze. Und haben im Meer gebadet. Zugegeben, das Mittelmeer ist etwas Pillepalle gegenüber dem Atlantik. Grüß mir recht lieb den Jonas und genießt, trinkt, palavert, fahrt, pausiert und aalt euch in der Sonne. Grütze niels

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